Prof. Dr. Jakob Wychgram, 1900 nach Preußen berufen, kündigt sieben Jahre später und deckt dabei einen Skandal auf, der sich im Preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten ereignet hat, aber folgenlos blieb.
Jakob Wychgram wurde von Staatsminster Robert Bosse 1899 nach Berlin gerufen, um die höhere Bildung für das weibliche Geschlecht in der Reichshauptstadt zu reorganisieren. Im September 1899 schied Bosse aus. Sein Nachfolger Heinrich Conrad von Studt war ein deutscher Verwaltungsjurist und Ministerialbeamter im Königreich Preußen. Zuletzt war er Preußens Kultusminister von 1899 bis 1907. Bosse war ein liberal und sozial engagierter Jurist, von Studt ein Kriegsheld aller drei Einheitskriege, der später als Verwaltungsjurist Karriere machte. Nachdem er zehn Jahre Oberpräsident der Provinz Ostwestfalen war, berief ihn Kaiser Wilhelm II 1889 als Minister des Staatsministerium, zuständig für die im Titel genannten Angelegenheiten. Wie sich von Studt dafür revanchierte kann man in der Kündigung meines Urgroßvaters, die in einer Blasphemie gipfelte, die er vor der Veröffentlichung eliminierte: „Ich bedaure, dass ich durch jene Versprechungen vom Jahre 1900 mich habe verleiten lassen, überhaupt in den preussischen Dienst einzutreten.“ Gut, dass er diesen Satz ausgestrichen hat. Er wurde wohl genau deswegen, nachdem der Lübeckische Senat seinen „Schulrat“ Cold zum 1. November 1907 in den Ruhestand versetzte, am 7. Dezember zum obersten Schulaufsichtsbeamten der Freien Hansestadt Lübeck erwählt. 1919 trug er den Titel eines „Oberschulrats“, ab 1921 den eines „Landesschulrats“.
Am 31. Januar 1924 ging er in den Ruhestand. Danach verließ er Lübeck und erkrankte während der letzten Lebensjahre zunehmend. Er starb Mitte November 1927 in Freiburg im Breisgau.
Jakob Wychgram Skandal 1907
Der Ahnenpass von Hayo Wychgram von 1936
Der Nachweis der „arischen Abstammung“ bis zu den Großeltern war im Nationalsozialismus durch verschiedene Gesetze (Nürnberger Gesetze vom September 1935, Berufsbeamtengesetz vom April 1933, später auch Deutsches Beamtengesetz Januar 1937) vorgeschrieben. So beseitigte etwa das „Reichsbürgergesetz“ – eines der beiden Nürnberger Gesetze – mit der Unterscheidung zwischen „Reichsbürgern“, die im vollen Besitz aller Rechte waren, und „Staatsbürgern“, die nicht über die Reichsbürgerschaft verfügten und unter Sonderrecht gestellt waren, die Gleichheit vor dem Gesetz. Um die Behörden auf solcher Grundlage handlungsfähig zu machen, wurde 1933, kurz nach der so genannten „Machtergreifung“, der Ahnenpaß eingeführt.
Zwar war der Besitz eines Ahnenpasses keine Pflicht, er wurde aber doch jedermann – so auch Nicht-„Ariern“ – nahegelegt. Ihn zu erstellen, war aufwendig, weil Angaben nur aufgrund von Originalurkunden bzw. beglaubigten Abschriften anerkannt wurden. Ein vollständiger, vom Standesamt und/oder kirchlich beglaubigter Ahnenpaß ersetzte den andernfalls geforderten Nachweis einzelner Geburts-, Tauf- und Trauurkunden.
Mein Onkel brauchte diesen Ahnenpass, vörderst um im Rahmen des Reicherbhofgesetzes, das laut Hermann Göring erlassen wurde, die Höfe vor „Überschuldung und Zersplitterung im Erbgang zu schützen“ Es war zugleich Ausdruck der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie. Um den Hof seines Großonkels Nikolaus Wychgram in Wybelsum bei Emden zu erben, musste er eine Ausbildung als Landwirt absolvieren. Dazu musste er einen großen Ahnenpass vorlegen. Auch später musste er, um zum Studium der Medizin zugelassen zu werden, einen Ahnenpass vorlegen. Dieser weist zugleich die Herkunft der Familie Wychgram seit Napoleons Zeiten nach, als Friesland Teil des neapoleonischen Kaiserreichs war.
Ahnenpass Hayo Wychgram 1936
Das Kurheim der Drs. Edel und Engelhard Wychgram von 1936-1947 am Hohenpeißenberg in Oberbayern
Kurheim 1
Der wiedergefundene Grabstein
Mein Großvater Enno Wychgram und Norderney
Jugenderinnerungen aus Ostfriesland im vorletzten Jahrhundert
Mein Urgroßvater mütterlicherseits war ein deutscher Pädagoge sowie preußischer Schulrat und entstammt einer alten ostfriesischen Familie von der viele in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihr Glück außerhalb ihrer Heimat in Preußen oder den Vereinigten Staaten gesucht haben.
Eine kurze Geschichte der Familie in Ton und Bild
Jakob Wychgram – Jugenderinnerungen 1920
Jakob Wychgram Jugenderinnerungen 1920
Mein Onkel, Dr. Hayo Wychgram über seinen Großonkel, Nikolaus Wychgram
Nicolaus Wychgram
Stammbaum der Familie Wychgram
1774 – 1976
Stammbaum-Wychgram-1774-bis-1976
Dr. Engelhard Wychgram in Norderney 1949 von Karl Welbers
Norderney-Kurier-Poppe-Folkerts-21.09.2012